Wie du wahrscheinlich weißt, ist das Gesundheitssystem in Australien hervorragend, aber auch sehr teuer. Wenn du eine permanente Aufenthaltserlaubnis in Australien hast (permanent residency), hast du Anspruch auf die gesetzliche Sozialversicherung Medicare, die einen Großteil der Kosten für Schwangerschaft und Geburt abdeckt. Wenn nicht, solltest du unbedingt bei deiner Auslandskrankenversicherung nachfragen, ob du für Schwangerschaft und Geburt versichert bist. Mutter zu werden ist eine wunderbare, einzigartige und unvergessliche Erfahrung. Am anderen Ende der Welt kann es jedoch auch stressig und kostspielig werden. Daher ist es umso wichtiger, dass du dich gut informierst und entsprechend vorbereitest, damit du deine Schwangerschaft in Australien möglichst sorgenfrei genießen kannst.
Schwangerschaft in Australien
Schwangerschaftsvorsorge in Australien
In Australien beginnt die Schwangerschaftsvorsorge bereits mit dem positiven Ergebnis eines Schwangerschaftstests, den du für ein paar Dollar in der Apotheke oder im Supermarkt kaufen kannst. Nach ein paar Minuten des Wartens hältst du das Ergebnis in den Händen: Überraschung! Du bist schwanger! Ein spannendes 9-monatiges Abenteuer liegt vor dir, und du kannst dir sicher sein, dass du dabei in Australien umfassend unterstützt wirst.
Die Betreuung deiner Schwangerschaft wird entweder von einem Hausarzt (General Practitioner), von einem Geburtshelfer (Obstetrician) oder von einer Hebamme (Midwife) durchgeführt. Anders als in Deutschland ist es in Australien nicht üblich, einen Frauenarzt für die Vorsorgeuntersuchungen aufzusuchen. Stattdessen spielt dein Hausarzt eine zentrale Rolle. Eine Hebamme kann den Hausarzt unterstützen, sofern du dem zustimmst. Du hast die Wahl, ob du die Schwangerschaftskontrollen im Krankenhaus, bei deinem Hausarzt oder in einer Kombination aus beiden durchführen möchtest.
Während deiner Schwangerschaft werden in der Regel mindestens zwei Ultraschalluntersuchungen durchgeführt: die erste im ersten Trimester und die zweite im zweiten Trimester. Bei bestimmten medizinischen Indikationen oder bei einer Mehrlingsschwangerschaft können zusätzliche Ultraschalluntersuchungen erforderlich sein, die in der Regel alle paar Monate stattfinden. Ein 3D-Ultraschall ist in Australien sehr beliebt, aber auch recht teuer und wird von Medicare nicht abgedeckt (etwa AUD 500). Standard-Ultraschalluntersuchungen werden von Medicare übernommen. Ohne Medicare kostet eine Ultraschalluntersuchung zwischen AUD 150 und 200.
Zusätzlich zu den Ultraschalluntersuchungen werden während der Schwangerschaft Blutuntersuchungen durchgeführt. Die erste Blutuntersuchung erfolgt zu Beginn der Schwangerschaft, um den Zeitpunkt der Empfängnis zu bestimmen. Etwa im fünften Monat wird eine zweite Blutuntersuchung durchgeführt, um Schwangerschaftsdiabetes zu erkennen. Der zweite Bluttest dauert insgesamt etwa 3 Stunden. Bei der ersten Untersuchung musst du eine Flüssigkeit trinken, dann eine Wartezeit einhalten und anschließend den zweiten Bluttest durchführen lassen. Diese Tests werden von deinem Arzt verordnet und von Medicare übernommen. Ohne Medicare betragen die Kosten für jede Blutuntersuchung etwa AUD 130.
Dir werden auch Impfstoffe angeboten. Diese sind nicht obligatorisch, werden jedoch von den Ärzten empfohlen, insbesondere Keuchhusten.
Öffentliches oder privates Krankenhaus?
Während deiner Schwangerschaft stellt sich die Frage, ob du lieber in einem privaten oder öffentlichen Krankenhaus versorgt werden möchtest. Bei dieser Überlegung ist es wichtig zu wissen, ob deine Krankeversicherung die kosten deckt und wie viel von dir selbst getragen werden muss.
- Wenn du Medicare hast, musst du für die Geburt in einem öffentlichen Krankenhaus nichts bezahlen.
- Solltest du eine Private Auslandskrankenversicherung haben, solltest du mit deiner Versicherung abklären ob diese die Kosten für die Geburt trägt und ob du ein öffentliches oder privates Krankehaus wählen kannst.
- Ohne jegliche Krankeversicherung musst du bei einer unkomplizierten Geburt mit mindestens 7.000 AUD rechnen, es kann sich jedoch auch sehr schnell im Bereich von 20.000 AUD und mehr bewegen.
- Beachte, dass die meisten Backpacker-Versicherungen die Kosten einer Schwangerschaft nicht decken.
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Begleitende Pflege
Im Krankenhaus werden verschiedene Dienstleistungen angeboten, die für Medicare Patienten in der Regel kostenlos sind. Dazu gehören Leistungen wie die Inanspruchnahme eines Physiotherapeuten, kostenlose Hebammenkurse zu den Themen Geburt, Stillen, die ersten Wochen mit einem Neugeborenen etc. In diesen Kursen trifft man auch auf andere werdende Eltern, was zu einem wertvollen Austausch führen kann. Solltet du kein Medicare haben, solltest du vorab mit deiner Versicherung abklären, ob die Kosten für solche Kurse übernommen werden.
Schließlich ist es empfehlenswert, einen Geburtsplan zu entwickeln, um deine Wünsche mit dem medizinischen Team am Tag deiner Geburt zu teilen (Epiduralanästhesie oder nicht, Geburtsposition, Vitamin K-Injektion bei Geburt oder nicht, etc.). Hierfür kannst du am besten mit den Hebammen oder deinem Allgemeinarzt bei den Vorsorgeuntersuchungen sprechen.
Geburt
Der große Tag ist gekommen, Kontraktionen haben begonnen und du hast alles vergessen, was du während des Geburtsvorbereitungskurses gelernt hast. Keine Panik, ein Team von erfahrenen und einfühlsamen Profis wird sich um dich kümmern.
Der Geburtsplan (birth plan)
Mit dem Ärzteteam kannst du die verschiedenen Geburtsmöglichkeiten besprechen. In Australien wird ein Kaiserschnitt häufig auch aus nichtmedizinischen Gründen praktiziert. Wenn du möchtest, kannst du das Datum des Kaiserschnitts wählen. Außerdem sind die Badezimmer der Entbindungsstationen sehr oft mit einer Badewanne ausgestattet, solltest du über eine Wassergeburt nachdenken. In einigen Entbindungsstationen gibt es auch einen Diffusor mit ätherischen Ölen, gedämpftem Licht und der Möglichkeit, Musik zu hören. Richtig gemütlich! Immer mehr Frauen engagieren Doulas, ausgebildete Hebammen, die sie bei der Geburt zu Hause unterstützen.
Mögliche Komplikationen
Im Falle eines Kaiserschnitts, darf dein Partner in der Regel im Operationssaal dabei sein. Australier sind keinesfalls aufdringlich und lassen den Eltern Zeit und Raum, um sich mit ihrem Kind zu verbinden. Das Stillen ist sehr verbreitet und wird gefördert. Die Krankenschwestern des Krankenhauses unterstützen dich und helfen dir beim Stillen, wenn du das möchtest.
Beachte jedoch, dass du nach der Geburt abhängig vom Zustand deines Babys auch mal getrennt sein kannst. Wenn das Baby besonderer Pflege bedarf, wird es in die Neugeborenstation gebracht.
Bezüglich der Krankenhauskosten solltest du zwingend mit deiner Krankenkasse sprechen, um sicherzustellen, dass diese abgedeckt sind.
Die Dauer des Aufenthalts hängt von den Krankenhäusern und deinem Gesundheitszustand ab. Bei manchen kannst du bereits nach einigen Stunden nach Hause zurückkehren, bei anderen kannst du mehrere Tage bleiben, auch mit deinem Partner.
Nach der Geburt nach Hause gehen
Die postpartum Betreuung ist auch für dich und dein neugeborenes Baby unerlässlich. Vom Krankenhaus erhältst du eine vollständige Broschüre mit vielen Informationen zur Erziehung.Zunächst statten dir die Hebamme und eine Kinderkrankenschwester Besuche ab, um dein Wohlbefinden und das deines Babys zu gewährleisten. Wenn du möchtest, bekommst du auch eine personalisierte Unterstützung beim Stillen. Schließlich wird dir die Möglichkeit geboten, dich einer Gruppe junger Mütter anzuschließen, die von einer Kinderkrankenschwester geleitet wird, um Elternschaft und Entwicklung von Kleinkindern zu lernen und zu besprechen.
Es gibt außerdem die Einrichtung Child Health, die über Medicare deines Kindes abgedeckt ist. Hier kannst du (nach Terminvereinbarung) jederzeit alle Fragen stellen, die du hast. Der Entwicklungsstand des Kindes wird überprüft, gemessen und gewogen und du kannst die Stillberatung sowie Unterstützung bei postnataler Depression einholen. Über Child Health kannst du auch einer „mum group“ beitreten und andere frisch gebackene Mamas in deiner Umgebung kennenlernen. Nach fünf geleiteten Treffen, bei denen es um alles geht, mit dem man in den ersten Wochen des Elternseins konfrontiert wird, könnt ihr euch privat weiterhin treffen.